
Sprechen – Traum, Leidenschaft, Berufung
„Ok, und was macht man so als Sprecherin?“ Das ist eine Frage, die ich sehr oft gestellt bekomme, weil sich viele darunter nicht wirklich etwas vorstellen können. Wobei ich glaube, dass sich das in den letzten Jahren sicher schon geändert hat. Die meisten Menschen kommen tagtäglich damit in Berührung. Radio-Werbespots oder Imagefilme mögen da nicht jedem gleich einfallen. Aber Tutorials, Hörbücher, Hörspiele oder auch synchronisierte Serien oder Filme haben bestimmt einige bereits konsumiert.
Mich hat schon vor langer Zeit letzteres gecatcht. Wie toll wäre es, einmal eine Figur in einem Film zu synchronisieren oder bei Audible ein Hörbuch erwerben zu können, das man selbst eingesprochen hat? Für mich war das immer eine großartige Vorstellung. Vor einigen Jahren schon habe ich mich darüber informiert, wie man denn eigentlich Sprecher werden kann. Oft gab es zu lesen, dass die meisten Sprecher Schauspieler sind.
Zugegeben, das hat meine Zuversicht ein wenig gedämpft, weil ich ja nun keine Schauspielausbildung genossen hatte.So ganz konnte ich mich von diesem Traum aber nie verabschieden.
Wenn man etwas vorhat, sollte man allerdings nicht nur darüber reden oder davon träumen, sondern irgendwann auch tätig werden. 2020 war es dann auch wirklich so weit. Die Pandemie hatte gerade begonnen und wie bei allen wurden sämtliche Freizeitaktivitäten, die außer Haus und nicht an der frischen Luft stattfanden, für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Eine gute Gelegenheit, um aus der Not eine Tugend zu machen und Neues anzugehen. Kurzerhand meldete ich mich zu einem Online-Basis-Intensivkurs für Sprechtechnik an.
Die erste Einheit des Kurses ernüchterte mich erst einmal. Hatte ich bis dahin immer gedacht, dass ich eigentlich schon ganz gut spreche, wurde ich direkt eines Besseren belehrt und merkte schnell, dass Sprechen nicht gleich Sprechen ist. Was ich damit meine, erfahren Sie in folgendem Artikel: (Link zu Artikel 2). Das hieß also Üben, Üben, Üben. In recht kurzer Zeit findet man außerdem heraus, welche Genres einem beim Sprechen mehr liegen und welche weniger. Ich bin ehrlich, Nachrichtensprecherin werde ich wohl nie werden.
Ein Highlight am Ende des über mehrere Wochen dauernden Kurses war das Einsprechen erster Hörproben. Natürlich habe ich mich darauf vorbereitet, aber dann doch in wenigen Takes eine Hörprobe einsprechen zu müssen, ist dann doch noch einmal etwas anderes. Wenige Takes? Ja, denn Zeit ist auch beim Sprechen Geld. Für’s erste Mal hatte es jedenfalls ganz gut geklappt. Ein paar Tage nach Ende des Kurses bekam ich dann die editierten und finalisierten Hörproben geschickt. Sich das erste Mal selbst sprechen zu hören, ist zunächst sehr ungewohnt. Auch wenn er nicht „On Air“ ist, aber da hört man gerade einen Radiospot, mit der eigenen Stimme. Als ich meine Hörproben Freunden und Familienmitgliedern gezeigt habe, haben mich die meisten erst gar nicht erkannt. Dennoch war ich direkt berauscht von diesem Gefühl, diese Hörproben eingesprochen zu haben und diese nun zu hören.
Von der Euphorie gepackt, musste es also weitergehen. Dranbleiben ist auch beim Sprechen die Devise. Für das erste kleine Heimstudio wurde die erste Technik gekauft und über die letzten Jahre habe ich weitere Kurse, unter anderem einen Kurs für Hörbuch- und Synchronsprechen und einen Schauspielkurs, besucht. Inzwischen durfte ich auch bereits ein paar kleinere Sachen einsprechen, für Erklärvideos zum Beispiel (Link zum einem der Videos).
Was mich am Sprechen so sehr fasziniert, ist die Tatsache, dass man wirklich nur die Stimme als Instrument dafür hat, Informationen, Botschaften und vor allem Emotionen zu transportieren. Diese leben nicht nur von Mimik und Gestik, sondern eben auch durch die Stimme. Beispielsweise kann eine Serie oder ein Hörbuch sicher sehr gut geschrieben sein, die Sprecherinnen und Sprecher sind es aber, die mit ihren Stimmen, die Emotionen übermitteln und in den Konsumentinnen und Konsumenten ebenfalls Gefühle hervorrufen oder Bilder vor dem inneren Auge entstehen lassen. Ähnliches gilt, meiner Meinung nach, auch für sachliche Inhalte. Die Informationen und Botschaften von Tutorials oder Imagefilmen kann man sich einfacher merken, wenn sie ansprechend, das heißt auch unterstützt von gut gesprochenen Texten, vermittelt werden.
Und das ist es auch, was ich mache. Mit meiner Stimme hauche ich geschriebenem Text Leben ein.